Eine Woche lang war Autorin Lea Bruns in ganz Deutschland unterwegs, um exemplarisch die Durchführung von fünf artistic seeds zu begleiten. Nun hat sie ihre Beobachtungen aufgeschrieben und erste Schlussfolgerungen gezogen. Eine Erkenntnis ist: Das Programm KlimaKunstSchule bringt einiges in Bewegung.
Lea Bruns beschreibt KlimaKunstSchule als Programm, das Ziele der politischen Bildung über einen künstlerischen Zugang erreichen soll: Kinder und Jugendliche lernen durch die Begegnung mit Kunstschaffenden, die sich für den Klimaschutz engagieren, neue Perspektiven und unkonventionelle Arbeitsweisen kennen. Aus diesen Begegnungen heraus soll die Motivation entstehen, eigene Klimaschutzprojekte auf die Beine zu stellen. Im Fokus ihrer Beobachtungen steht deshalb die Interaktion zwischen der Künstlerin bzw. dem Künstler und den Schülerinnen und Schülern während der artistic seeds sowie die inhaltliche Verbindung zum Thema Klimaschutz.
Bei einem Vergleich der fünf ausgewählten artistic seends werden zunächst einmal viele Unterschiede deutlich: Die Persönlichkeiten und Rollen der Künstlerinnen und Künstler unterscheiden sich ebenso wie die Wahl des künstlerischen Mediums und des Ortes sowie die Schulgruppen in Persönlichkeiten, Alter, Schulform und Fach. Der Bezug zum Klimawandel ist dagegen eine Konstante. Und die Autorin hat weitere wichtige Gemeinsamkeiten beobachtet.
„Ich finde es cool, dass man Sachen auf eine andere Art und Weise sieht. Das ist überhaupt in Kunst immer so und das mag ich total“, äußert sich eine Schülerin nach einer artistic seed. Mit dem Zitat verdeutlicht Bruns den Perspektivwechsel, der während einer artistic seed stattfindet. Die Kunstschaffenden konfrontieren die Schülerinnen und Schüler mit unerwarteten und verschobenen Wirklichkeiten. Damit würden sie nicht nur die Aufmerksamkeit der Jugendlichen erhöhen, sondern ihnen auch ermöglichen, „Bekanntes und bisher Akzeptiertes in Frage zu stellen." Bruns beobachtet, dass die Schülerinnen und Schüler während der artistic seeds Handlungsmöglichkeiten erhalten, die sie sonst im schulischen Alltag nicht haben. Ein Endprodukt werde nicht vorgegeben. Stattdessen stehe der Schaffensprozess im Vordergrund bzw. der Prozess selbst werde zum Produkt. Die Jugendlichen erhielten in einem „bewertungsfreien Raum“ den Anstoß, „sich einzumischen und Gesellschaft mitzugestalten“.
Lea Bruns konnte beobachten, wie es das Kunsterlebnis artistic seed schafft, „Berührung, Anstöße, Verschiebungen und Bewegungen“ anzustoßen. Der emotionale Zugang helfe dabei, sich mit dem Thema zu identifizieren, eine Dringlichkeit zu erkennen und einen eigenen Standpunkt zu entwickeln. „Über das künstlerische Ereignis [das die Tätigkeit ins Zentrum stellt, nicht belehrt und moralisiert und den Gegenstand nicht pädagogisiert] erfahren die Schülerinnen und Schüler Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit.“ Für Lea Bruns haben diese Erfahrungen das Potential, auf das politische Denken und Handeln nachzuwirken und auf andere Bereiche übertragen zu werden. Die Autorin sieht zumindest deutliche Hinweise darauf, dass bei einigen Schülerinnen und Schülern eine Verschiebung zum Hinterfragen, zur Positionierung und persönlichen Stärkung stattgefunden hat, auf die sie in Zukunft zurückgreifen und die sie weiterentwickeln können. „Die Pflänzchen, die aus den künstlerischen Samen sprießen, können also in andere Sphären hineinwuchern.“
Die Examensarbeit in voller Länge sowie die ausführlichen Beobachtungen der artistic seeds können kostenlos heruntergeladen werden.
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