Erst mit einer eintägigen Verlängerung ging nach zwei Wochen harter Verhandlungen die Weltklimakonferenz zu Ende. Die Klimadiplomatinnen und -diplomaten der 196 teilnehmenden Staaten konnten sich auf ein historisch einmaliges Abkommen einigen.
Die Weltgemeinschaft stimmte dem völkerrechtlich verbindlichen Abkommen zu, welches die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad begrenzen soll und die Staaten zu Anstrengungen auffordert, sogar das 1,5-Grad-Ziel anzupeilen.
Konkret soll dies über die weltweite Treibhausgasneutralität ab 2050 erreicht werden. Das bedeutet, dass ab der Hälfte des 21. Jahrhunderts nur so viele Abgase, in diesem Fall CO2-Emissionen, ausgestoßen werden dürfen, wie die Erde durch die Wälder und die Ozeane gleichzeitig absorbieren, d.h. wieder aufnehmen, kann. Am schnellsten lässt sich dieses Ziel durch einen Verzicht auf Kohle-, Öl- und Erdgasenergie und einen Umstieg auf erneuerbare Energien, wie Solar- und Windenergie – der Dekarbonisierung – erreichen. Dieser Begriff taucht allerdings nicht in dem Vertragspapier auf.
Stattdessen wird die Formulierung der Treibhausgasneutralität verwendet. Sie verbietet nicht die umweltschädliche fossile Energiegewinnung, sondern schreibt lediglich vor, durch entsprechende Maßnahmen in anderen Bereichen den Abgasausstoß zu neutralisieren. Für diesen Punkt setzte sich vor allem Indien ein, welches durch den billigeren Kohlestrom die Armut im eigenen Land bekämpfen und somit hunderten Millionen Bürgerinnen und Bürgern den Wohlstand ermöglichen möchte.
Ab 2020 werden die Staaten die eigenen Klimaschutzpläne alle fünf Jahre überprüfen und erneuern. Dabei sollen die Staaten ihre Ziele so ambitioniert wie möglich formulieren. Die Pläne dürfen bei der Erneuerung nicht abgeschwächt werden; sie müssen mit der Zeit strenger und ehrgeiziger werden. Weiterhin sind regelmäßige Berichterstattungen verpflichtend mit denen die Staaten Rechenschaft ablegen.
Laut Abkommen sollen die alten Industriestaaten – als größte Verursacher der durch die Menschen gemachten Klimaveränderungen – die Länder des globalen Südens beim Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel unterstützen. Den ärmsten und verwundbarsten Ländern wurde Hilfe gegen Schäden und Verluste zugesichert. Im Detail sind zum Beispiel geplante Klimarisikoversicherungen und Schadensvorsorgen genannt. Dies bezieht sich besonders auf Schäden, die durch Unwetter erzeugt werden. Jedoch gibt es keinen finanziellen Ausgleich oder etwa Versicherungen gegen schleichende Veränderungen, wie zum Beispiel steigende Meeresspiegel oder schwindende Trinkwasserreserven.
Ab 2020 werden die alten Industriestaaten jährlich 100 Milliarden Dollar für die Absicherung von bedrohten Regionen wie auch für alternative Formen der Energiegewinnung zur Verfügung stellen. Als Geldgeber werden hier auch Unternehmen adressiert. Am 22. April 2016 treffen sich die Staatschefs in New York, um den Weltklimavertrag verbindlich zu unterschreiben.
Experten kritisieren schon jetzt einzelne Punkte des Vertrags und der weiteren Vorgehensweise. Die Bundeszentrale für politische Bildung fasste in der europäischen Presseschau vom 14. Dezember 2015 mehrere Kritikpunkte zusammen:
So fehle es bei den Verhandlungen an Vertretern der Wirtschaft, einer Lobby, welche einen gewaltigen Einfluss auf die Treibhausabgaswerte hat. Jegliche Maßnahmen des Abkommens würden zudem nicht ausreichend den Verkehr zu Land, zu Wasser und in der Luft betreffen. Außerdem reiche die derzeitige Begrenzung des Temperaturanstieges nicht aus, um dem Schmelzen des Meereises und der Gletscher vorzubeugen. Die Folgen seien schon jetzt absehbar: Der Lebensraum vieler Lebewesen, auch der vieler Menschen, wird dadurch bedroht und es kann zu radikalen Artensterben und großen Flüchtlingsbewegungen kommen.
Trotz der weiterhin suboptimalen Lage, kann das Abkommen dennoch als Fortschritt und Erfolg gewertet werden. Grund für das gute Gelingen in den Verhandlungen war die außerordentliche diplomatische Arbeit der Staatsvertreter, allen voran Frankreichs Außenminister Laurent Fabius, der die Konferenz leitete und bereits in den Monaten zuvor intensiv daran arbeitete, die kritischen Punkte des Abkommens mit den größten Blockierern zu diskutieren und auf ein Lösung hinzuwirken. Zudem konnten China und die USA ihre Differenzen schon im Voraus ablegen und eine gemeinsame Linie vereinbaren.
Für uns zeigt der Ausgang der Konferenz, dass Kommunikation der beste Schlüssel zum lösungsorientierten Umgang mit Konflikten ist. Wir sehen uns mit unseren verschiedenen Programmen wie Aktion Klima! mobil, Aktion Wald!, KlimaKunstSchule und zuletzt unserer KlimaKunstKampagne auf einem guten Weg. Wir sind mehr denn je überzeugt, dass der Umgang mit den großen globalen Herausforderungen, insbesondere mit dem Klimawandel, weit mehr als bisher zu einem leitenden Thema in den Schulen und Bildungseinrichtungen werden muss. Kinder und Jugendliche sind unverzichtbare Akteure, wenn es um die Entwicklung von neuen und kreativen Wegen geht. Wir müssen sie einbeziehen, ihnen Engagement ermöglichen und ihre Potentiale und ihre Gestaltungskompetenz nutzen. Nur so wird sich ein dauerhafter und effektiver Klimaschutz in der Gesellschaft etablieren.
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