Steigt die Erderwärmung um zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau an, geht der überwiegende Teil der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von rasanten, unumkehrbaren und nicht kalkulierbaren Veränderungen aus. Die Veränderungen zeigen sich insbesondere an den sogenannten Umkipp-Punkten: Schmelzende Polkappen, Inseln, die wegen des steigenden Meeresspiegels versinken werden, zunehmende und sich verstärkende Tropenstürme, länger werdende Regenzeiten oder sich ausweitende Trockenzonen. Das Bedrohliche daran ist, dass selbst die exaktesten Forschungen keine Aussagen darüber treffen können, welche Folgen diese Veränderungen für das Ökosystem Erde haben werden. Es ist ein Vabanquespiel. Sicher ist nur, dass die Umwelt sowie Menschen aus schwachen und marginalisierten Gruppen massiv davon betroffen sein werden.
Die kürzlich veröffentlichte Sonderuntersuchung der PISA-Studie 2012 fragte danach, ob die Schülerinnen und Schüler auch praktische Herausforderungen des Alltagslebens meistern können. Die Ergebnisse blieben hinter den Erwartungen zurück, die die besser gewordenen Leistungen in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften geweckt hatten. Dies gilt vor allem für das schwächste Drittel der Schülerinnen und Schüler: Fast 20 % erreichten beim Lösen von Problemen nicht das Basisniveau (Level 2).
PISA zeigt gewissermaßen die Entwicklung des Bildungsklimas in den Jahren 2000-2012. Deutschland liegt im Vergleich mit anderen Ländern ziemlich im Mittelfeld, und konnte sich in den vergangenen zwölf Jahren stetig verbessern. Allerdings ist der Weg in das obere Drittel noch weit! Für ein Land, das zu den Reichsten der Welt gehört und sich in einer stabilen sozio- und geopolitischen Situation befindet, ist das ganz und gar kein gutes Ergebnis. Vor allem, wenn wir uns vor Augen führen, welche Unmengen an Maßnahmen nach dem PISA-Schock im Jahr 2000 in die Wege geleitet wurden.
Vielleicht fehlt es an einem Zwei-Grad-Ziel der Bildung und an einem Modell von Umkipp-Punkten im Bildungssystem. Denn sicher ist, dass auch hier die Kinder und Jugendlichen aus schwachen und marginalisierten Milieus die Verlierer sind. Mit einem konkreten Ziel vor Augen lässt, sich der Umbau unserer Schulen wesentlich konsequenter vorantreiben, um anpassungsfähig zu werden an die Herausforderungen der Zukunft. Vielleicht fühlen wir uns dann endlich verantwortlich für das Fünftel der Schulabgängerinnen und -abgänger, von denen wir heute schon wissen, dass sie wahrscheinlich große Schwierigkeiten in der Ausgestaltung ihrer Zukunft haben werden. Die wichtigste Frage ist, wie es uns gelingt, ein wirklich gerechtes und zukunftsfähiges Bildungssystem für alle Kinder und Jugendlichen sicherzustellen. Für dieses Ziel sollten wir viel mehr unserer Energien verwenden und nicht für die Diskussionen über G8 oder G9.
Vielleicht hilft die ernsthafte und intensive Beschäftigung mit dem Globalen Klimawandel dabei, auch das Bildungsklima in Augenschein zu nehmen. Mit etwas Phantasie können die Inhalte des AktionKlimaMobils auch für die Erfassung der schulischen Wetterlage genutzt werden. Auf jeden Fall sind unsere beiden neuen Programme Aktion Wald! und KlimaKunstSchule, die im nächsten Schuljahr an den Start gehen, perfekt dazu geeignet, nicht nur dem Globalen Klima, sondern auch dem Schulklima etwas Gutes zu tun.
Lesen Sie bis dahin von unserer aktuellen Arbeit und bleiben Sie neugierig!
Schöne Ferien und ein frohes Osterfest wünschen Ihnen
Silke Ramelow und das Team von BildungsCent e.V.