Stängele votiert in seiner Petition gegen die Verankerung der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ in den Bildungsstandards im Rahmen des geplanten Baden-Württembergischen Bildungsplans 2015.
Etwa zur gleichen Zeit saß ich mit einer Freundin zusammen. Sie betreibt Kitas und schulnahe Betreuungseinrichtungen und berichtete von einer ihrer größten Herausforderungen. Auf einer Elternversammlung mit etwa 100 Teilnehmenden hatte sie eine schlechte und eine gute Nachricht zu vermelden. Die schlechte Nachricht: Ein ganz großartiger Erzieher und sehr geschätzter Kollege geht. Die gute Nachricht: Eine ganz großartige Erzieherin und Kollegin kommt. Und sie trägt sogar den gleichen Namen. Mit dem Thema Geschlechtsumwandlung hatte sie sich bisher nicht beschäftigt. Es war neu, ungewöhnlich und daher auch mit einem großen Unbehagen verbunden. Wie werden die Eltern es aufnehmen, fragte sie sich. Wie reagiere ich, wenn es Vorbehalte, gar Vorurteile gibt?
Mich hat diese kleine Geschichte sehr beschäftigt, nicht zuletzt weil ich das Unbehagen meiner Freundin sofort verstanden habe. Wir sind es vielfach immer noch nicht gewohnt, mit Verschiedenheit, mit der Vielfalt an Lebensentwürfen umzugehen und sie als Chance zu betrachten. Das Fremde, das Andere, das Unbekannte irritiert. Die Begegnung damit wird oft lieber vermieden.
Dabei sind Vielfalt und Verschiedenheit die Grundlagen, um Neues entstehen und Entwicklung geschehen zu lassen. Der Unterschied ist nicht Makel sondern Potenzial, das es zu entfalten gilt. Im ökologischen Sinne heißt Vielfalt auch anpassungsfähig zu sein an eine Umwelt, die sich ständig verändert. Monokulturen sind kurzfristig ertragsstark aber nicht langfristig überlebensfähig. Das aber gelingt Ökosystemen, die eine hohe Biodiversität aufweisen. Wie kann es also gelingen, die Vielfalt und Verschiedenheit als wichtige Quelle des Denkens, Handelns und des Miteinanders wert zu schätzen?
Eine Antwort darauf hat Markus Schega, Schulleiter der Nürtingen Grundschule mitten im Herzen von Berlin Kreuzberg, die an der Pilotphase unseres neuen Programms 3x1 macht stark! teilnimmt: „Die Grundschulen sind im Augenblick der einzige Ort, in dem sich unterschiedliche Kulturen begegnen, die ansonsten nur parallel nebeneinander existieren. Hier findet echte Begegnung statt und hier finden sich unerschöpfliche und viel zu wenig genutzte Möglichkeitsräume der gegenseitigen Bereicherung.“
Eine Familie verließ die Einrichtung meiner Freundin. Die Kinder hatten mit der Geschlechtsveränderung ihrer heiß geliebten Erzieherin überhaupt kein Problem. Es ist nun an uns, diese den Kindern innewohnende Offenheit gegenüber dem vermeintlich Anderen und Fremden zu pflegen und zu erhalten!
In Gedanken an all diejenigen, die wegen ihres Andersseins an vielen Orten dieser Welt diskriminiert oder sogar verfolgt werden, verschenken wir zehn Mal einen Regenbogen. Wenn Sie bei BildungsCent schenkt! teilnehmen möchten, füllen Sie unser Teilnahmeformular aus. Teilnahmefrist ist der 20. Februar 2014.
Wir freuen uns über Ihre Erfahrungen und Ihre Geschichten zum Thema Vielfalt und dem Umgang mit dem „Anderen“ und wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen unseres Newsletters,
Ihre Silke Ramelow
Vorstandsvorsitzende von BildungsCent e.V.